Volles Haus beim Empfang mit Kurt Beck

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Kurt Beck während seiner Rede in Lahnstein.

Voll ist das Gemeindehaus St. Barbara in Lahnstein, was angesichts des erwarteten hohen Gastes wenig verwundert. Zum Neujahrsempfang hat sich die Lahnsteiner SPD keinen geringeren als Landeschef Kurt Beck gewünscht, und nach Vermittlung von Roger Lewentz, Staatssekretär, hat Beck sein Kommen gern zugesagt. Auch die SPD-Loreley hatte zum Besuch des Empfangs in Lahnstein eingeladen und mit Carsten Göller, Eckhard Lenz und Hans-Josef Kring drei Vertreter geschickt. Der Ministerpräsident kommt mit leichter Verspätung, bahnt sich seinen Weg durch die Menge und ist sofort in seinem Element. Begrüßt Weggefährten, Freunde und Mitstreiter, erkennt Gesichter, die er lange nicht mehr gesehen hat und genießt sichtlich die Freundlichkeit, die ihm entgegen gebracht wird.

„Es ist schön, dass unser Neujahrsempfang eine solche Tradition geworden ist“, freut sich Laschet-Einig, Vorsitzende der SPD-Lahnstein, in ihrer Ansprache. Der Anlass biete Gelegenheit, mit Interesse auf Menschen zuzugehen und Kontakte zu knüpfen. Zahlreiche Lokal- und Kommunalpolitiker haben ebenfalls den Weg in das Gemeindehaus gefunden, wollen Beck live erleben. Günter Kern, Landrat, betont, dass es bei allen politischen Gegensätzlichkeiten doch immer wichtig ist, die schwierigen Aufgaben gemeinsam anzugehen. Dabei sei gerade das Ehrenamt eine unverzichtbare Einrichtung, wie der harte Winter, das anschließende Hochwasser und das immer noch Einsatzkräfte bündelnde Tankerunglück an der Loreley eindrucksvoll bewiesen. „Ein gut aufgestelltes Ehrenamt macht Mut“, betont Kern.

Das Ehrenamt ist für Kurt Beck ein Schlüsselthema in seiner Ansprache. „Ohne die vielen Ehrenamtler wären die Ereignisse der letzten Wochen nicht zu stemmen gewesen“, dankt Beck den Helfern. Auch der Besuch im Lahnsteiner Krankenhaus vor dem Empfang hat Beck sichtlich beeindruckt, da dort ebenfalls viele Menschen Dienst am Nächsten leisten. Zum aktuellen Tankerunglück hebt der Ministerpräsident die hervorragende Koordination der Einsatzkräfte unter der Leitung von Günter Kern und in Begleitung durch Roger Lewentz hervor. „Man weiß, was eine Gesellschaft daran hat, wenn das „Wir“ und das „Miteinander“ vor dem „Ich“ und dem „Gegeneinander“ steht“, macht Beck unter großem Beifall klar. Der Respekt vor der Gesellschaft sei wichtig. Rund 1,4 Millionen Ehrenamtler gibt es in Rheinland-Pfalz.

Hart ins Gericht geht Kurt Beck mit denen, die durch Profitgier und reinem Eigennutz Deutschland in der vergangenen Jahren in große Schwierigkeiten gebracht haben mit Spekulationen auf alles, was nur irgendwie Gewinn bringen könnte, so auch auf Ernteerträge. „Dies ist keine Leistung, die bringt nur der Handwerker um die Ecke, die Krankenschwester, der Ehrenamtler“, wettert Beck gegen die Abzocker. Man müsse sich wieder auf einen Leistungsbegriff entsinnen, so Beck weiter. Gerade in einigen schwierigen Phasen hätten Gewerkschaften und Betriebe in Rheinland-Pfalz zusammengehalten und dafür gesorgt, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten geblieben sind. Zinsfreie Darlehen an rund 600 Betriebe haben deren Überleben gesichert. „Mit diesen Hilfen haben wir tausende Arbeitsplätze stabilisiert“, versichert der Ministerpräsident. Wichtig sei aber weiterhin, dass Arbeit anständig entlohnt werde, spannt Beck den Bogen zum Mindestlohn. „Wer den ganzen Tag fleißig arbeitet, muss von der Arbeit auch leben können“, spricht er den Gästen aus der Seele. Es leuchtet ihm nicht ein, dass jahrhundertealte Werte im 21. Jahrhundert plötzlich nicht mehr gelten. Wer nur Minilöhne bekomme, könne auch nur Minibeiträge leisten. Diese Menschen würden später dann zur Altersarmut zählen.

Große Aufgaben bringe die demografische Entwicklung in den nächsten Jahren, denn der Anteil der älteren Menschen in der Gesellschaft werde immer größer. Beck prangert die Verfasser einiger schlauer Bücher an, die behaupten die Alten würden die Jungen über den Tisch ziehen. Hier zitiert Beck seine verstorbene Großmutter die ihn seinerzeit gefragt habe: Bub, hast du schon mal gesehen, dass die Kuh am Kälbchen gesoffen hat? „Die Weisheit des Alters ist immer schlauer als die Jammernden, die vor dem Alter warnen“, macht Beck klar. Man sorge seit Jahrzehnten dafür, dass es den Menschen besser gehe, dass sie gesünder sind, dass sie länger leben. Und jetzt werde über das Älterwerden gejammert. Wichtig sei es für die Zukunft, dass man jungen Menschen, die sich hier im Land ausbilden, auch eine Perspektive für die Zukunft bietet, damit sie im Land bleiben. Familie und Beruf müssen vereinbart werden können. „Unser System der Betreuung von Kindern muss ausgeweitet werden“, mahnt Beck an. Daher soll es in Rheinland-Pfalz auch weiterhin kostenfreie Kindergartenplätze geben, es müsse aber nach dem Kindergarten weiter gehen. Die Schulen müssen für alle kostenfrei bleiben, Bildung dürfe nicht nur für die besser gestellten erreichbar sein. „Jeder, der sich aus- und weiterbilden möchte, muss hierzu die Chance erhalten“, bekräftigt Kurt Beck. Die Zukunftsfähigkeit von Rheinland-Pfalz sei nur zu realisieren, wenn möglichst viele Menschen eine möglichst hohe Qualifikation erreichen.

Viel Zeit nimmt sich Beck anschließend für die Gäste beim Autogramme schreiben, für Widmungen in Büchern, für Gespräche mit Freunden, für gemeinsame Fotos. Und hier zeigt sich wieder, was diesen Menschen ausmacht. Beim Bad in der Menge ist er herzlich und verbindlich. Er sucht den Dialog mit den Gästen, hat für Jeden ein offenes Ohr. Er lässt Protokoll Protokoll sein und genießt die Kommunikation auf Augenhöhe. „Kurt Beck ist einfach gern nah bei den Menschen“, waren sich Carsten Göller, Eckhard Lenz und Hans-Josef Kring zum Ende der Veranstaltung einig.