Senkung der Trassenpreise für den Schienengüterverkehr ohne weitere Lärmschutzmaßnahmen trifft auf Widerstand

Bundespolitik

Ende Juni kündigte Verkehrsminister Alexander Dobrindt an, die Trassenpreise für den Schienengüterverkehr zu senken. In den Haushalt 2018 würden 350 Millionen Euro für die Senkung der Preise fließen, so der Plan des Verkehrsministers. Ziel ist demnach, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu bringen und die Unternehmen zu entlasten.

Detlev Pilger, Bundestagsabgeordneter für Koblenz und die Region im Mittelrheintal, kritisiert diesen Plan scharf: „Eine Entlastung von Unternehmen darf keine Mehrbelastung für die Anwohner bedeuten. Bereits heute fahren jeden Tag und jede Nacht bis zu 600 Güterzüge durch das Rheintal. Sie verursachen einen Höllenlärm (bis zu 110 Dezibel) und starke Erschütterungen. Ohne angemessene zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen werden wir uns gegen dieses Vorhaben stellen.“

 

Willi Pusch, Erster Vorsitzender der Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn e.V., sieht die Interessen der Bahnlärmbetroffenen völlig ignoriert: „Nachweislich ist Bahnlärm in erheblichem Maße gesundheitsschädlich. Mehr Schienengüterverkehr ohne gleichzeitige Reduzierung der Umwelteinflüsse aus dem Schienengüterverkehr ist für die Betroffenen nicht akzeptabel.“ Willi Pusch sieht jedoch auch Umweltgifte aller Art, Gefahrguttransporte mitten durch Wohngebiete und die erhöhte Unfallgefahr auf dem sehr alten und maroden Bahndamm als problematisch für eine Erhöhung des Schienengüterverkehrs.

 

Mike Weiland, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Verbandsgemeinderat Loreley, und Carsten Göller, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion im Rhein-Lahn-Kreis, wendeten sich unmittelbar nach Bekanntwerden der Pläne des Verkehrsministers an Detlev Pilger, um gemeinsam dagegen vorzugehen. Mike Weiland bekundete: „Erst wurden höhere Trassenpreise eingeführt, um laute Güterwagen zu verdrängen. Jetzt will Minister Dobrindt die Preise insgesamt senken. Das ist doch Augenwischerei.“ Carsten Göller unterdessen hat nun große Sorge, dass sich die Situation der Menschen am Mittelrhein weiter verschlechtern könnte: „Seit Jahren kämpfen wir gemeinsam mit den Bürgerinitiativen und den Menschen gegen den Bahnlärm. Dobrindts Pläne sind ein Schlag ins Gesicht der Menschen.“ Daher beharren beide Kreispolitiker im Blick auf die BUGA 2031 im Mittelrheintal auf die möglichst schnelle Aufnahme der Planung und des Baus einer Alternativtrasse für den Güterverkehr.

 

Die Landesregierung Rheinland-Pfalz, die Bürgerinitiative im Mittelrheintal und der Abgeordnete Detlev Pilger fordern bereits seit langem, dass endlich über Alternativtrassen nachgedacht wird. So wurde etwa ein durchgehender Tunnel durch Westerwald und Taunus vorgeschlagen. In diesem könnten Güter ohne Steigung oder Gefälle transportiert werden, und den Anwohnern blieben schlaflose Nächte erspart. Das Vorhaben wurde bisher jedoch aus Kostengründen (zw. 4,3 und 4,7 Mrd. Euro) noch nicht in die weitere Planung mit aufgenommen.